Coronavirus: Schweizer Armee trifft Massnahmen



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Quelle: TCS MyMed


Die Schweizer Armee bereitet sich auf mögliche Einsätze zur Unterstützung der zivilen Behörden vor. Wie es in einer Mitteilung heisst, trifft die Armee Massnahmen, um allfällige logistische und sanitätsdienstliche Leistungen zugunsten der Bevölkerung sicherstellen zu können. Konkret handelt es sich dabei um Einsätze in den Bereichen Screening an Flughäfen, Transporte, Desinfektion und sanitätsdienstlicher Low-Level-Care.

Nun auch erster Fall im Wallis
Im Wallis ist der erste Fall einer Coronavirus-Infektion (Covid-19) festgestellt worden. Er wurde im Labor des Zentralinstituts der Spitäler positiv angezeigt und muss noch vom nationalen Referenzzentrum in Genf bestätigt werden, wie die Walliser Staatskanzlei am Freitagabend meldete. Beim Patienten handelt es sich um einen etwa 30 Jahre alten Oberwalliser. Der Patient, dessen Zustand als gut und nicht besorgniserregend gelte, sei ins Spital Sitten eingewiesen, hiess es von der Staatskanzlei in Sitten.

Was muss man bei Reisen beachten?
Die WHO hat bisher keine Reisebeschränkungen ausgesprochen. Das BAG rät jedoch von Reisen in die chinesische Provinz Hubei ab und zu Vorsicht bei Reisen in betroffene Gebiete. Hierzu gehören zurzeit China, Iran, Südkorea, Singapur sowie in Italien die Lombardei, Piemont und Venetien. Wer in ein betroffenes Gebiet reist oder sich vor kurzem dort aufgehalten hat, sollte weiterhin auf eine gründliche Hygiene achten und Grossveranstaltungen sowie den Kontakt mit Infizierten vermeiden.

Lokale Weisungen und Empfehlungen beachten
Zudem sollten laut dem BAG lokale Weisungen und Empfehlungen beachtet werden. Informationen über derzeit gültige Massnahmen in anderen Ländern gibt es für Schweizer bei der Botschaft oder dem Konsulat des Ziellandes und für Deutsche beim Auswärtigen Amt. Einreisebeschränkungen in die Schweiz gibt es derzeit keine.

USA raten von Reisen nach Italien ab
Die US-Gesundheitsbehörde CDC rät wegen des Coronavirus-Ausbruchs in Italien von nicht notwendigen Reisen in das Land ab. Das US-Außenministerium stufte den Reisehinweis für Italien daher von Stufe zwei («erhöhte Vorsicht walten lassen») auf Stufe drei («Reisen überdenken») hinauf - eine Stufe vor der höchsten Stufe vier («nicht reisen»).

427 neue Infektionen und 47 Todesfälle in China
In China steigt die Zahl der Neuinfektionen weiter an. Am Freitag habe es 427 neue Fälle gegeben, teilte die Nationalen Gesundheitsbehörde am Samstag mit. Am Donnerstag war der Anstieg mit 327 auf dem niedrigsten Stand seit gut einem Monat gefallen. Damit wurden in China insgesamt 79.252 Fälle bestätigt. Die Zahl der Todesfälle stieg um 47 auf insgesamt 2835.

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+++UPDATE, 28.2.2020, 11:00 Uhr+++
Der Bundesrat hat die Führung in der Bewältigung der Coronavirus-Krise übernommen. Öffentliche wie auch private Grossveranstaltungen von über 1000 Menschen sind ab sofort verboten im Sinne einer präventiven Massnahme. Das Verbot gilt mindestens bis zum 15. März. Vom Verbot betroffen sind unter anderem der Genfer Autosalon und die Basler Fasnacht.


Bundesrat Alain Berset: Der Bundesrat habe heute eine ausserordentliche Sitzung abgehalten. Man sei permanent informiert worden über die Situation in der Schweiz – vor allem über die Situation in Italien und Deutschland. Man sei mit den Behörden der betreffenden Ländern in Kontakt.

Man wisse seit Dienstag, dass auch die Schweiz betroffen sei. 15 Personen seien momentan positiv auf den Coronavirus getestet worden. Mehr als hundert Personen befinden sich in Quarantäne. Der Bundesrat hat deshalb beschlossen, neue Massnahmen zu ergreifen. Die Gesundheit der Bevölkerung habe für den Bundesrat oberste Priorität.

Die schlechten Nachrichten brechen nicht ab: Das Coronavirus wurde weltweit bisher bei über 82 000 Personen nachgewiesen, es gibt mehr als 2800 Todesopfer. Über 40 Länder sind betroffen. Europa meldet bisher 19 Tote: 17 in Italien, zwei in Frankreich.

In der Schweiz sind mittlerweile neun Coronavirus-Fälle bestätigt, darunter im Tessin, in Genf, Aargau, Zürich, Basel-Stadt und Waadt. Im Kanton Graubünden haben sich zwei Kinder infiziert.  

Kita-Betreuerin in Riehen
Bei der Infizierten in Basel-Stadt handelt es sich um eine Kita-Mitarbeiterin. Ihr geht es den Umständen entsprechend gut. Sie ist aktuell im Universitätsspital Basel in Isolation hospitalisiert. In der Kita, die sich in Riehen BS befindet, kam die junge Frau jedoch mit vielen Kindern in Kontakt. Rund 100 Kinder werden dort normalerweise betreut. Aufgrund der aktuellen Ferien war aber nur ein Teil der Kinder in diesen Tagen auch anwesend. Das Gesundheitsdepartement habe dennoch «entsprechend umfangreiche Abklärungen im beruflichen Umfeld der Patientin» aufgenommen.

In Deutschland verbreitet sich das Coronavirus rapide
Am Donnerstagabend (27. 2.) wurden in Nordrhein-Westfalen 14 weitere Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 bekannt, kurz danach vier weitere in Baden-Württemberg und einer in Bayern. Damit stieg die Zahl der aktuellen Infektionen in Deutschland auf 30.

Italien stark betroffen
Laut Angaben der Behörden (Stand: 27. 2.) sollen in Italien zwei weitere Menschen, die am Coronavirus erkrankt waren, gestorben sein. Damit steigt die Zahl der Todesopfer in dem Land auf 17. Italien ist mit über 650 Fällen (27. 2.) gegenwärtig das Land mit den meisten Infektionen in Europa und das am drittstärksten betroffene nach Südkorea und China.  

US-Börsen auf Talfahrt
Die Wall Street hat angesichts wachsender Furcht vor dem neuartigen Coronavirus erneut einen schwarzen Tag erlebt. An der New Yorker Börse verlor der Aktienindex Dow Jones am Donnerstag 1200 Punkte oder 4,4 Prozent. Das war der grösste Wertverlust seit mehr als zwei Jahren.

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In der Schweiz wurden vier Personen positiv auf das Coronavirus getestet. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schätzt das Risiko für die Bevölkerung weiterhin als moderat ein.

In der Schweiz gibt es inzwischen vier bestätigte Fälle einer Infizierung mit dem Corona-Virus. Ausserdem hat die Zahl der Verdachtsfälle seit Mittwoch stark zugenommen. Laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) werden rund 130 neue Fälle abgeklärt. Das BAG will vorläufig weiterhin jeden Fall zurückverfolgen und mit einer Quarantäne für die Betroffenen die Epidemie eindämmen.

Sobald es aber nicht mehr möglich sei, die Verbreitung des Virus so zu verlangsamen, werde man die Kräfte auf die Behandlung der schwereren Fälle konzentrieren, hiess es. Das BAG hat zudem eine Kampagne lanciert, die die wichtigsten Verhaltensregeln in Erinnerung ruft, wie etwa gründliches Händewaschen und Niesen in die Armbeuge.

Fasnacht in Basel
Die Gesundheitsbehörden werden am Freitag (28. 2.) entscheiden, ob die Basler Fasnacht trotz des Coronavirus stattfinden kann. Das teilten sie am Donnerstag (27. 2.) mit. Noch am Dienstag (25. 2.) war das Gesundheitsdepartement des Kantons Basel-Stadt davon ausgegangen, dass die am kommenden Montag (2. 3.) mit dem Morgenstreich beginnende dreitägige Basler Fasnacht stattfinden kann.

+++UPDATE, 27.2.2020+++
In der Schweiz gibt es einen zweiten Fall einer Erkrankung mit dem Coronavirus. Ein 28-jähriger Informatiker, der aus Mailand zurückkam, ist in Genf positiv auf das Virus getestet worden, wie die Behörden mitteilten.


Der Mann sei vor drei Tagen aus Mailand zurückgekehrt, sagte Laurent Paoliello, Sprecher des Genfer Gesundheitsdepartements. Nach seiner Rückkehr habe er mit einem Arzt Kontakt aufgenommen, der anschliessend einen Test angeordnet habe. Am Mittwochabend sei dann das positive Testergebnis vorgelegen. Aufgrund der weiteren Abklärungen wurden rund 15 Menschen aus dem beruflichen und privaten Umfeld des Betroffenen zu Hause unter Quarantäne gestellt.

Uhrensalon abgesagt
Der Genfer Uhrensalon «Watches & Wonders» wird wegen des Coronavirus abgesagt. Dies teilten die Veranstalter am Donnerstagmorgen mit. Die Messe hätte vom 25. bis 29. April stattfinden sollen.

Die Horror-Meldungen zum Coronavirus brechen nicht ab
Die Schweiz steht nach Ansicht des Epidemie-Forschers Christian Althaus vor einer der grössten gesundheitlichen Notlagen in ihrer jüngeren Geschichte. Das Gefährliche beim neuen Coronavirus sei, dass es keine Immunität in der Bevölkerung gebe. Das könne dazu führen, dass sich vielleicht 30, 40 Prozent oder mehr der Leute ansteckten. «Es könnte also drei Millionen Infizierte in der Schweiz geben», sagt Althaus in der NZZ. «Bei einer Sterblichkeit von einem Prozent sprechen wir von 30’000 Toten.»

Prof. Dr. med. Aristomenis Exadaktylos, Chefarzt und Klinikdirektor Universitäres Notfallzentrum (Inselspital Bern), im Coronavirus-Interview mit TCS-MyMed.

Herr Professor Exadaktylos, ist Ihre Notfallstation auf einen möglichen Ansturm von Corona-Patienten vorbereitet?
Ja, wir haben gar keine andere Wahl. Die Beratung, Diagnostik und Therapie von Personen mit Verdacht auf eine Infektion ist eine Teamleistung von mehreren Kliniken und Instituten an der Insel, welche seit Wochen unter Hochdruck an Lösungen arbeiten, um neben der Virusinfektion weiterhin den normalen Betrieb aufrechtzuerhalten. Wir dürfen nicht vergessen, dass zurzeit nach wie vor die «normale» Grippe (Influenza) aktiv ist.

Ist starker Husten ein Grund bei Ihnen auf dem Notfall vorstellig zu werden?
In der Regel hat man nicht nur Husten, sondern vorgängig andere Erkältungssymptome wie Fieber, starker Schnupfen oder Halsschmerzen. Wenn man also Grippesymptome hat und sich nicht sicher ist, ob man sich angesteckt haben könnte, dann sollte man mit seinem Hausarzt oder Spitalnotfall Kontakt aufnehmen, bevor man sich auf den Weg macht.

Wie gehen Sie mit Risikopatienten um?
Wenn von einem Patienten eine Ansteckungsgefahr ausgeht, dann wird dieser oder diese von anderen Patienten getrennt und bekommt eine chirurgische Maske, um eine Tröpfchenübertragung zu verringern. Natürlich gehört eine besonders gründliche Handhygiene dazu. Wichtig ist, niemand wird bei uns stigmatisiert oder blossgestellt, egal woher man kommt oder wie man aussieht. Es ist keine Schande, sondern häufig nur Zufall, ob man sich ansteckt oder nicht.

Wie schützen Sie und Ihr Personal sich vor dem Coronavirus?
Wir schützen uns genauso wie vor anderen Viren mit Masken, Handschuhen usw. Aber ohne «Astronautenanzüge», so wie es in Hollywood-Filmen oft dargestellt wird.

Haben Sie Angst vor dem neuen Virus?
Niemand von uns hat Angst, aber wir sind natürlich beunruhigt, da wir jetzt im Winter ohnehin sehr hohe Patientenzahlen zu bewältigen haben. Es ist eine Viruserkrankung, welche sich schnell verbreitet, aber in den meisten Fällen behandelbar ist und ausheilt. Dass die Bevölkerung beunruhigt ist, verstehe ich gut, da wir noch nicht alles verstanden haben, was die Übertragung betrifft und warum manche Menschen schwerer erkranken als andere. Auch gibt es noch keinen Impfstoff.

Mehr Infos gibt’s beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) – häufig gestellte Fragen: Hier geht es zu den Infos

+++UPDATE, 25.2.2020+++
In der Schweiz ist erstmals ein Fall des neuartigen Coronavirus bestätigt worden. Das gab der Bund am Dienstagnachmittag bekannt. Der Fall ist laut den Tessiner Behörden im Südkanton aufgetreten.


Das Genfer Labor, das für die Analyse aller Verdachtsfälle in der Schweiz zuständig ist, habe einen Fall von Coronavirus-Infektion bestätigt, schreibt das Tessiner Gesundheitsdepartement. Bisher haben die Schweizer und Tessiner Behörden trotz der Ausbreitung des Coronavirus im nahen Norditalien nur sanfte Massnahmen beschlossen.

Das sind erste mögliche Krankheitszeichen des Coronavirus
Wie andere Erreger von Atemwegserkrankungen kann eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus zu Krankheitszeichen wie Husten, Schnupfen, Halskratzen und Fieber führen. Einige Betroffene leiden auch an Durchfall.

Wie lange dauert es, bis die Erkrankung nach Ansteckung ausbricht?
Derzeit wird davon ausgegangen, dass es nach einer Ansteckung bis zu 14 Tage dauern kann, bis Krankheitszeichen auftreten.

So kann man sich schützen
Wie bei Influenza und anderen Atemwegserkrankungen schützen das Einhalten der Husten- und Nies-Etikette, eine gute Händehygiene, sowie Abstand zu Erkrankten (etwa 1 bis 2 Meter) auch vor einer Übertragung des neuartigen Coronavirus. Diese Massnahmen sind auch in Anbetracht der Grippewelle überall und jederzeit angeraten.

Virus in Hotel auf Teneriffa – 1000 Gäste betroffen 
Bei einem italienischen Feriengast (69) auf Teneriffa wurde das Coronavirus festgestellt. Das Hotel, wo er untergebracht war, wurde nun von der Aussenwelt abgeriegelt. Die rund 1000 Gäste dürfen ihre Zimmer derzeit nicht verlassen. Von der Massnahme betroffen sind auch zwei Kunden von Hotelplan Suisse. Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hat Kenntnis davon, dass in einem Hotel auf Teneriffa ein Gast positiv auf das Coronavirus getestet wurde und die lokalen Behörden Anweisungen zum Schutz der Hotelgäste erlassen haben, heisst es auf Anfrage. Die Schweizer Botschaft in Madrid sei mit den verantwortlichen Behörden in Kontakt und kläre ab, ob sich auch Schweizer Gäste im Hotel befinden.

Zwei Fälle in Österreich
In Österreich gibt es die ersten zwei bestätigten Fälle von Coronavirus. Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter teilte am Dienstagmittag mit, dass beide Personen in Innsbruck wohnten und dort isoliert behandelt würden. Die beiden 24-Jährigen hätten leichtes Fieber, sie seien nicht lebensbedrohlich erkrankt. Eine Person stamme aus der Lombardei, vermutlich sei die Ansteckung dort passiert.

+++UPDATE, 24.2.2020, 15:15+++
Heute Nachmittag hat Bundesrat Alain Berset gemeinsam mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) zur aktuellen Situation bezüglich des Coronavirus informiert. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Personen in der Schweiz, welche positiv auf das Virus getestet wurden. Der Bund wie auch die Kantone sind aber für solche Fälle vorbereitet. Trotzdem wurden zusätzliche Massnahmen beschlossen.


Nach der rasanten Ausbreitung des Coronavirus in Italien beschloss der Bund zusätzliche Tests und eine verstärkte Information der Bevölkerung. Bei Personen mit grippeähnlichen Symptomen werden die Tests intensiviert. «Die Priorität ist nun, Tests direkt im Tessin durchzuführen», so Pascal Strupler, Direktor des Bundesamtes für Gesundheit. Des Weiteren wird die Hotline in allen Landessprachen verstärkt und es soll eine Informationskampagne für Einreisende und Pendler an den Grenzen und den Flughäfen geben.

Hinzu kommt, dass das Personal des öffentlichen Verkehrs wie auch die Grenzwacht besondere Instruktionen erhalten sollen. Um die Ziele zu erreichen, arbeitet der Bund eng mit den kantonalen Gesundheitsbehörden zusammen.

«Die Koordination zwischen dem Bund und den Kantonen läuft gut», so Alain Berset. Er sei auch laufend in Kontakt mit den italienischen und anderen ausländischen Behörden. «Wir verfolgen die Situation Stunde für Stunde», sagte Berset. Die Schweiz sei «in erhöhter Bereitschaft».

Daniel Koch, Leiter Abteilung übertragbare Krankheiten des BAG: «Die allermeisten Fälle befinden sich immer noch in China. Ausserhalb von China ist die Situation in Südkorea beängstigend geworden. Für Europa ist die Situation, wie sie sich in Italien präsentiert, besorgniserregend.»

Was heisst das für die Schweiz?
«Dass wir in erster Linie der Bevölkerung nahelegen müssen, die Hygienemassnahmen strikte einzuhalten. Wir erinnern erneut daran: Sehr wichtig ist häufiges Händewaschen, Niesen und Husten in die Ellbogen oder ins Taschentuch, vor allem in Taschentücher und diese dann sachgerecht zu entsorgen», so Daniel Koch.

Weitere Massnahmen ohne bestätigte Fälle nicht nötig
Pascal Strupler hielt fest: «Wir verstehen die Verunsicherung der Tessiner Bevölkerung». Ohne bestätigte Fälle seien diese Massnahmen aber genügend. Weitere Massnahmen seien erst sinnvoll, wenn bei einem Ausbruch des Virus in der Schweiz die Ausbreitung nicht zurückverfolgt werden könne.

In der Schweiz wurden bisher rund 300 Corona-Verdachtsfälle abgeklärt. Heute Nachmittag trifft sich zudem der Bundesstab Bevölkerungsschutz, um die Lage zu analysieren und weitere mögliche Massnahmen zu besprechen.

+++UPDATE, 24.2.2020+++
Seit Mittwoch breitet sich die neuartige Lungenkrankheit rasend schnell im Norden Italiens aus. Bis Sonntag waren schon mehr als 150 Infizierte registriert, vier Patienten starben, mehr als zwei Dutzend liegen auf Intensivstationen.


Aus Furcht vor den Coronavirus-Infektionen hatte Österreich dann am Sonntagabend sogar den Zugverkehr über den Brenner bis auf Weiteres eingestellt! Die italienische Regierung reagierte schon am Samstagabend mit drastischen Massnahmen: In der Lombardei (Provinz Lodi) wurden zwölf Orte mit rund 50 000 Einwohnern abgeriegelt. Ausserdem das 3000-Einwohner-Städtchen Vo in Venetien.

Keiner darf mehr hinein, keiner hinaus! Zunächst sollten Sicherheitskräfte die Regionen abriegeln, erklärt Ministerpräsident Giuseppe Conte. «Wenn nötig, werden es auch die Streitkräfte sein.» Wer versuche, die Absperrungen zu umgehen, dem drohe «strafrechtliche Verfolgung». Wer fliehen will, muss also damit rechnen, verhaftet zu werden. Das öffentliche Leben kommt zum Erliegen. Schulen, Kindergärten, Museen, alles bleibt geschlossen. Über speziell eingerichtete Korridore sollen Helfer in Schutzanzügen Medikamente und Nahrung in die Städte bringen.

Beim Bundesamt für Gesundheit bleibt man noch gelassen
Es seien derzeit keine Massnahmen geplant, heisst es beim Bundesamt für Gesundheit. Man beobachte die «ernste» Situation in Italien aber genau. Am Montagvormittag werde man zum weiteren Vorgehen informieren. Auch haben die Behörden keine Reisewarnungen für Italien ausgesprochen.

Roland Liebi, Präsident des Verbands des Zoll- und Grenzwachtpersonals, hält gemäss Interview mit dem 20 Minuten nichts von einer gänzlichen Grenzschliessung, verstärkten Grenzkontrollen oder Temperatur-Checks. «Wir sollten nicht überreagieren.» Ohnehin hätte das Zollpersonal nicht annähernd die Ressourcen, solche Mammut-Aufgaben zu stemmen: «Das ist utopisch.» So sei das Personal beispielsweise schon am Höhepunkt der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 mit den eigenen Mitteln an den Anschlag gekommen – einem Unterfangen, das im Vergleich zu flächendeckenden Coronavirus-Kontrollen nun aber noch als Klacks erscheine.

Charité. Professor Dr. Drosten: «Eine Pandemie kann schwer oder auch leicht verlaufen»
Christian Drosten ist Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité. Professor Dr. Drosten nimmt nicht nur bekannte Erreger wie Sars, Mers oder Ebola in den Blick, er will auch neue Erreger untersuchen, die wir heute noch nicht kennen. «Es ist unser Ziel, die Entstehung von Epidemien zu verstehen und Viren, die als Bedrohung auf uns zukommen, anhand von Labordaten zu erkennen», beschreibt Drosten sein langfristiges Ziel. Im Interview mit ZDF heute.de beantwortet er spannende Fragen zum Coronavirus. 

Herr Drosten, was entgegnen Sie Menschen, die sich davor fürchten, dass das Virus weiter um sich greift?
Christian Drosten: Menschen sterben an solchen Viren, ja, aber das ist auch bei ganz normalen Erkältungsviren so. Auf Intensivstationen versterben regelmässig viele Menschen an scheinbar harmlosen Erkältungsviren. Das liegt häufig daran, dass die Patienten eine Grunderkrankung haben und deshalb bereits geschwächt sind. Es gibt aber auch unbekannte Umstände, weshalb die Krankheit manchmal dramatisch verläuft. Bei diesem neuartigen Virus ist es in seiner Erscheinungsform ähnlich: Bei den meisten Patienten ist es eine Erkrankung der oberen Atemwege, was man landläufig als Erkältungskrankheit einordnen würde. Es kann aber wie andere Erkältungsviren auch in der Lunge auftreten. Nüchtern betrachtet, meine ich, dass das Virus viel harmloser ist, als damals der Sars-Erreger.

Wirklich harmloser?
Ja, aber ich muss ein grosses «Aber» nachschicken. Wir haben bei normalen Erkältungskrankheiten nicht so viele Patienten, die durch ein einziges Virus gleichzeitig infiziert werden. In China gibt es jetzt eine unglaubliche Zahl von Infektionen, die in einem Zeitraum von nur wenigen Wochen aufgetreten sind. So etwas gibt es nur, wenn der Erreger neu ist, nicht bei landläufigen Erkältungsviren. Diese nämlich haben bei fast allen Patienten eine Immunität oder Restimmunität hinterlassen durch frühere Infektionen. Deshalb kann es sich so schnell verbreiten und wir sprechen von einer Epidemie. Wenn es sich noch weiterverbreiten wird, und davon gehen ich wie auch andere Experten derzeit aus, dann sprechen wir von einer Pandemie.

Das Wort Pandemie dürfte für die meisten Leserinnen und Leser wenig beruhigend klingen …
Eine Pandemie kann schwer oder auch leicht verlaufen. Das können wir jetzt noch nicht vorhersehen. Dass in Wuhan die Anzahl der Neuansteckungen trotz der drakonischen Massnahmen noch nicht zurückgeht, ist eines der Anzeichen dafür, dass das Virus schwer zu kontrollieren ist. Ein anderes Anzeichen ist, dass sich örtliche Cluster weiterverbreiten. Damit meine ich nicht die Kreuzfahrtschiffe. Die hätte man nie so isolieren dürfen. Das ist ein richtiger Fehler gewesen: Da kann man jetzt zuschauen, wie sich einer nach dem anderen infiziert.

Schutz könnte künftig ein Impfstoff bieten. Sind Sie direkt oder indirekt am Entwickeln solcher Mittel beteiligt und wann könnte ein Impfstoff zum Einsatz kommen?
Impfstoffe werden von Spezialisten in der Biotech- und Pharmaindustrie entwickelt. Wir versuchen den Impfstoffherstellern bei den ersten Schritten zu helfen. Das sind aber sehr lange Vorgänge. Ich denke, dass es anderthalb Jahre dauern wird, bis ein Impfstoff zugelassen vorliegt. Dann muss er noch in Massenproduktion gehen, verteilt und geimpft werden. Da sind wir dann schon bei zwei Jahren. Man darf sich da auch von zwischenzeitlichen Erfolgsmeldungen nicht täuschen lassen, wenn grössere Hürden genommen werden.

Was machen wir, bis der Impfstoff auf dem Markt ist?
Wenn es zu einer Pandemie kommt, ist es etwas Dramatisches für das Gesundheitssystem, aber nicht unbedingt für den Einzelnen. Im Moment sieht es so aus, als ob etwa einer von 200 Menschen an dem Virus stirbt. Das basiert auf Zahlen ausserhalb Chinas. Es ist also bei weitem nicht so, dass jeder Patient in Lebensgefahr gerät. Das Gesundheitssystem wird aber möglicherweise sehr konzentriert belastet werden, falls sich das Virus sehr schnell verbreitet und sehr viele Krankheitsfälle mit einem Schlag auftreten sollten. Dann sind die Ambulanzen voll, müssen Operationen verschoben werden, weil Intensivbetten nicht zur Verfügung stehen. Das würde also für massive Probleme sorgen.

+++23.2.2020+++
In Italien sind zwei Menschen am Coronavirus gestorben. Jetzt will die italienische Regierung die betroffenen Städte abriegeln.


«Das Betreten und Verlassen dieser Gebiete ist verboten», sagte Regierungschef Giuseppe Conte am Samstagabend. «Das Ziel ist es, die Gesundheit der italienischen Bevölkerung zu schützen.» In Italien sind bislang 76 Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2 erfasst worden. Damit ist Italien das europäische Land mit den meisten erfassten Sars-CoV-2-Infizierten. In Deutschland wurden bisher 16 Fälle gemeldet, in Frankreich zwölf, darunter ein Todesfall.

Der Ausbruch in der Lombardei geht auf einen 38-Jährigen zurück, der seit Mittwoch schwer erkrankt in der Klinik der Kleinstadt Codogno behandelt und tags darauf positiv auf den Erreger getestet wurde.

Venetien, Piemont und Lombardei
Die infizierten Personen verteilen sich auf die nördlichen Regionen Venetien, Piemont und die Lombardei. In diesen Regionen sollen die am stärksten betroffenen Städte abgeriegelt werden. Betroffen seien zunächst knapp ein Dutzend Orte südöstlich von Mailand mit etwa 50 000 Einwohnerinnen und Einwohnern sowie Vo im benachbarten Venetien mit rund 3 000 Bewohnerinnen und Bewohnern. In den Gebieten werde den Menschen bis auf besondere Ausnahmeregelungen weder Ein- noch Ausreise gestattet, sagte Conte. 

Zunächst sollten die Sicherheitskräfte die betroffenen Regionen abriegeln. «Wenn nötig, werden es auch die Streitkräfte sein», fügte Conte hinzu. Wer versuche, die Absperrungen zu umgehen, dem drohe strafrechtliche Verfolgung. Er setze dennoch auf Verständnis der Bevölkerung. Ein Aussetzen der innereuropäischen Reisefreiheit im Rahmen der Schengen-Zone sei vorerst nicht vorgesehen, sagte Conte.

In zehn Gemeinden in der Lombardei wurden bereits Schulen und ein Grossteil der Geschäfte vorübergehend geschlossen, rund 50 000 Einwohnerinnen und Einwohner sind dazu aufgerufen worden, zu Hause zu bleiben. Grossveranstaltungen wie Gottesdienste, Karnevalsfeste und Sportevents wurden verboten. Auch in Venetien werden Maßnahmen vorbereitet, die eine weitere Ausbreitung des Virus verhindern sollen. Unter anderem hat die Regierung zwei Fussballspiele der ersten Liga absagen lassen.

Angesichts der Lage in Italien bereitet sich Frankreich auf eine Ausbreitung des Coronavirus vor. Die Lage im Nachbarland werde «aufmerksam verfolgt», sagte Gesundheitsminister Olivier Véran im Gespräch mit dem «Le Parisien». «Eine Epidemie? Wir bereiten uns darauf vor.»

Haben Sie eine Reise in dieses Gebiet geplant?
Im Zweifel sollte vor Beginn der Reise mit der Fluggesellschaft, dem Hotel oder dem Reiseveranstalter Kontakt aufgenommen werden um sich über die Situation vor Ort zu erkundigen.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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