Der Notfallprofessor zur aktuellen Coronavirus-Lage: «Es kursiert zurzeit sehr viel, viel zu viel!»



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Quelle: TCS MyMed


Prof. Dr. med. Aristomenis Exadaktylos ist Chefarzt und Direktor des universitären Notfallzentrums und Co-Präsident der schweizerischen Gesellschaft für Notfall- und Rettungsmedizin. Im Interview mit TCS-MyMed.

Herr Exadaktylos, schon bei unserem letzten Interview mit Ihnen waren die Menschen verunsichert, jetzt haben viele sehr grosse Angst, sogar am Virus zu sterben. Wie beruhigen Sie diese Leute?
Beruhigen wäre der falsche Ausdruck. Wir sind bemüht, so transparent wie möglich über die Risiken für die Gesundheit, aber auch Therapieoptionen nach einer Ansteckung, aufzuklären. Dies ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, aber wir versuchen, jeden aufzuklären und zu beraten. Zum Glück wird der allergrösste Teil von Corona-Infizierten wieder gesund.

Es kursieren Informationen, dass auch viele gesunde junge Menschen schwere Lungenentzündungen durchmachen – wie ist Ihre Einschätzung?
Es kursiert zurzeit sehr viel, viel zu viel. Fakt ist, dass wenn man gesund ist und keine schweren Nebenerkrankungen hat, die Risiken z.B. zu sterben eingrenzbar sind. Leider gibt es aber auch junge Menschen mit bestehenden gesundheitlichen Leiden, wie Immunschwäche, Lungenerkrankungen oder Krebs. Denen gilt auf unserer Notfallstation unsere ganz besondere Aufmerksamkeit.

Wie stellen Sie im Betrieb sicher, dass für reguläre Notfälle – wie beispielsweise Unfallpatienten oder Blinddarmleidende – weiterhin ausreichend Kapazitäten vorhanden sind?
Das Leben mit seinen alltäglichen Notfällen geht weiter und für diese haben wir genügend Kapazitäten zur Verfügung gestellt. Unsere Mitarbeiter am Inselspital sind maximal motiviert. Dafür sind sie ausgebildet. Es ist übrigens sehr schön zu sehen, wie dies auch in der Bevölkerung wahrgenommen wird.

Der Bundesrat stellt unter anderem auch Krankenhäusern seit Mitternacht aushilfsleistende Armeeangehörige zur Unterstützung bereit. Sind Sie der Meinung, dass Ihre Notfallstation dadurch entlastet wird?
Wir sind dankbar und es ist beruhigend zu wissen, dass wir im Notfall auf diese Kräfte zurückgreifen können. Ich denke, allen anderen Spitälern geht es ähnlich. Wir sind auch ohne Corona bereits ein Partner der Militärmedizin in der Schweiz.

Haben Sie bereits einen Rückgang an Neueintritten von Corona-Patienten verzeichnen können oder ist die Tendenz Ihrer Meinung nach weiterhin steigend?
Im Moment steigen die Zahlen weiter an, weil sich die Menschen weiterhin anstecken.

Dürfen Sie aktuelle Zahlen zum Zustand der Corona-Patienten auf Ihrer Notfallstation veröffentlichen?
Persönlich halte ich nichts von Zahlen, denn jeder erkrankte Mensch ist ein Schicksal mit oder ohne Atemgerät. Wenn wir es nicht schaffen, die Neuansteckungen zu verringern, werden zwangsläufig immer mehr Menschen auf einer Intensivstation landen. Diese Zahl ist im Moment leider steigend.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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