Schwarzer Hautkrebs: In der Schweiz erkranken jährlich rund 2 800 Personen

Schwarzer Hautkrebs


Krankheiten

Quelle: TCS MyMed


Unsere Haut übernimmt tagtäglich viele wichtige Funktionen und Aufgaben für unseren Körper und unsere Gesundheit. Doch auch sie kann krank werden, beispielsweise durch Schwarzen Hautkrebs. Dr. med. Sora Linder, Leitende Ärztin Plastische Chirurgie im Spital Zollikerberg, gibt Auskunft.

Frau Linder, was ist Schwarzer Hautkrebs und wie unterscheidet er sich vom Weissen?
Obwohl der Schwarze Hautkrebs weniger als zehn Prozent der Hautkrebsfälle ausmacht, ist er aufgrund seiner Aggressivität und der hohen Sterblichkeitsrate die tödlichste Form des Hautkrebses. Eine frühzeitige Diagnose und eine wirksame Behandlung in einem Stadium, in dem eine Heilung ohne Weiteres möglich ist, sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren. Der Weisse Hautkrebs, womit die sogenannten Basaliome und Spinaliome zusammengefasst werden, wächst primär nur lokal und streut selten.


Wie häufig ist Schwarzer Hautkrebs?
Die jährliche Zahl der Neuerkrankungen des malignen Melanoms in Europa liegt bei 3–5/100 000 in den Mittelmeerländern und bis zu 12–35/100 000 in den nordischen Ländern, während sie in Australien oder Neuseeland über 50/100 000 erreichen kann. Die Inzidenz des Melanoms ist in den letzten 40 Jahren stetig gestiegen. Sie erreicht ihren Höhepunkt im Alter von 65 Jahren, obwohl Personen in jedem Alter betroffen sein können.


Wie sieht es speziell in der Schweiz aus und wie hoch ist die Überlebensrate?
In der Schweiz erkranken jährlich etwa 2 800 Menschen neu an einem Melanom. Wird der Tumor frühzeitig entdeckt und vollständig entfernt, so liegt die Überlebensrate bei fast 100 Prozent. Hat der Schwarze Hautkrebs jedoch die tieferen Schichten der Haut erreicht, so findet er Zugang zu Lymph- und Blutgefässen. Über Lymphe oder Blut können dann die Melanomzellen im Körper streuen, in Organe und ins Gehirn gelangen und Metastasen setzen. In dem Stadium wird die Prognose deutlich schlechter. 

ABCDE-Regel

A – Asymmetrie: Ist der Fleck asymmetrisch und entrundet?
B – Begrenzung: Ist der Rand scharfbegrenzt oder ungleichmässig?
C – Colour: Ist die Pigmentierung farblich ungewöhnlich, gleichmässig oder fleckig?
D – Durchmesser: Ist die Hautveränderung über 5 mm gross?
E – Erhabenheit/Evolution: Ist der Fleck erhaben?

Sollten mehrere dieser Kriterien zutreffen, ist eine ärztliche Kontrolle sinnvoll. Aber auch wenn alle Kriterien erfüllt sind, kann so ein Fleck harmlos sein.

Welche Symptome sollten Menschen beachten, um Schwarzen Hautkrebs frühzeitig zu erkennen?
Schwarzer Hautkrebs ist im Gegensatz zum Weissen Hautkrebs deutlich schwieriger zu erkennen. Er kann sich überall am Körper bilden – häufig an Schultern, am Rücken oder am Unterschenkel. Er kann sich aus bestehenden Muttermalen (Naevi), aber auch spontan auf gesunder Haut bilden und ganz unterschiedlich aussehen, sodass er auch für das geübte Dermatologenauge bisweilen unauffällig erscheint.

Das Konzept des «hässlichen Entleins» hilft bei der Identifizierung von Melanomen, weil Muttermale bei ein und demselben Individuum dazu neigen, einander zu ähneln, und Melanome oft nicht in dieses Naevusmuster des Individuums passen.

Welche diagnostischen Verfahren werden zur Identifizierung von Schwarzem Hautkrebs eingesetzt?
Der Arzt wird zunächst eine initiale genauere Untersuchung des Befundes mittels Auflicht-Mikroskop, dem sogenannten Dermatoskop, durchführen. Wird der Befund auch nach der Untersuchung als suspekt eingestuft, erfolgt die chirurgische Exzisionsbiopsie: die Entnahme des gesamten auffälligen Gewebebereichs – für die Diagnosefindung.


Welche Behandlungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung?
Die chirurgische Entfernung des Tumors, unter Mitnahme eines ausreichenden Sicherheitsabstandes, ist beim primären Melanom die Therapie der Wahl. Es bestehen multiple, vielversprechende Behandlungsansätze mittels zielgerichteter Therapien und Immuntherapien – die chirurgische Entfernung steht jedoch weiterhin im Vordergrund.


Welche Risikofaktoren sind für die Entstehung von Schwarzem Hautkrebs verantwortlich?
Der grösste Risikofaktor ist die wiederholte starke UV-Exposition, z. B. durch Sonnenbaden, aber auch durch den Besuch im Solarium. Auch schwere Sonnenbrände in der Jugend sind ein Risikofaktor für das spätere Auftreten eines Melanoms. Zudem haben grosse und unregelmässig begrenzte Leberflecken (dysplastische Naevi) ein erhöhtes Entartungsrisiko. Rund ein Drittel der Melanome entsteht aus einem vorbestehenden angeborenen oder erworbenen Naevus.


Gibt es spezielle Risikogruppen, die ein erhöhtes Risiko für Schwarzen Hautkrebs haben?
Das Hautkrebsrisiko steigt, je heller der Hauttyp und je mehr Muttermale vorhanden sind. Genetische Veranlagung erhöht zudem das Risiko um ein Vielfaches. Patientinnen und Patienten mit erhöhtem Risiko sollten mindestens jährlich im Rahmen einer digitalen Dermatoskopie kontrolliert werden. Eine Software markiert neu aufgetretene Muttermale und diejenigen, die sich verändert haben.


Wie wichtig ist der Schutz vor UV-Strahlung, um das Auftreten von Schwarzem Hautkrebs zu reduzieren?
Ultraviolette Bestrahlung (UV) wurde als eines der wichtigsten Karzinogene bei der Entstehung von Melanomen identifiziert. UV-Bestrahlung führt zu einer DNA-Schädigung und einer hohen Mutationsrate, die dann akkumuliert zur Entartung führen kann. Daher ist der richtige Sonnenschutz wichtig und immer zu empfehlen.


Welche Rolle spielt die regelmässige Selbstuntersuchung der Haut bei der Früherkennung von Schwarzem Hautkrebs?
Grundsätzlich ist die regelmässige Selbstuntersuchung sinnvoll, auch findet man inzwischen eine Vielzahl von Apps zur Erkennung des Hautkrebses. Die Idee ist, als Nutzerin und Nutzer verdächtige Hautveränderungen zu fotografieren und zu analysieren. Diese Technik scheint jedoch noch nicht ausgereift zu sein: Bislang wird die Anwendung von solchen Apps ohne ärztliche Aufsicht nicht empfohlen.


Welche präventiven Massnahmen können Menschen ergreifen?
Die beste Vorbeugung ist körperlicher Schutz durch angepasste Kleidung und die regelmässige Verwendung von Sonnenschutzmitteln.


Welche Langzeitfolgen kann Schwarzer Hautkrebs für Patientinnen und Patienten haben, auch nach einer erfolgreichen Behandlung?
Während der Weisse Hautkrebs fast nie streut und nach Behandlung auch erfolgreich entfernt bleibt, kann der Schwarze Hautkrebs zum einen trotzdem in die Lunge, die Leber, die Haut und das Gehirn streuen. Zum anderen kann es zum Rezidiv kommen, also zum Rückfall bzw. Wiederauftreten einer Krankheit nach klinisch vermuteter Heilung (Tumorrezidiv). Deshalb ist die risikoadaptierte Nachsorge über einen Zeitraum von zehn Jahren empfohlen. Auch nach diesem Zeitraum sollten die regelmässige Selbstuntersuchung und die jährliche Ganzkörperuntersuchung auf Zweitmelanome fortgeführt werden. Die Patientinnen und Patienten erhalten eine Anleitung zur Selbstuntersuchung auf ein neues Melanom oder zur selbstständigen Erkennung eines Rezidivs.

Dr. med. Sora Linder, Spital Zollikerberg

Dr. med. Sora Linder
Leitende Ärztin, Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, BrustCentrum Zürich, Bethanien & Zollikerberg

Spital Zollikerberg
Plastische Chirurgie
Trichtenhauserstrasse 20
8125 Zollikerberg


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